Online-Plattformen - Macht und Entmachtung

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Online-Plattformen - Macht und Entmachtung

ISW Consult
Online-Plattformen - Macht und Entmachtung
 
Warum große Online-Plattformen sich Märkte aneignen können
 
Hoch skalierende Online-Plattformen mit Grenzkosten nahe Null für die Ausweitung ihres Angebots gibt es im globalen Maßstab, aber auch - mit Blick auf den nationalen Wettbewerb - im nationalen. Die globalen Stars/Highflyer sind Google, Amazon, Facebook und Apple (GAFA), aber heute auch weitere wie sicherlich Instagram. Worum es in diesem Post gehen soll, sind die Wirkungen der Machtentfaltung solcher Plattformen, die auf der anderen Seite bei den Beteiligten zur teileweise schleichenden Entmachtung führen.  
 
 
Zentral hierzu hat Philipp Staab, Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin, in seinem Fachbuch „Digitaler Kapitalismus“ ein analytisches Konzept entwickelt, das die Machtentfaltung auf vier Kontrollmechanismen zurückführt und wie die Quadratur des Kreises für hoch skalierende Online-Plattformen anmutet. Die vier Einflussbereiche sind 1. Informationskontrolle, 2. Leistungskontrolle, 3. Preiskontrolle und 4. Zugangskontrolle. Auf einem frei zugänglichen Markt haben die Anbieter, normalerweise selbständige Unternehmen, sich zunächst zu ihrem Angebot die relevanten Informationen zu besorgen, welches auch die Bestimmung der Bedarfe der Zielgruppe ihres Angebots auf der Nachfrageseite umfasst (Informationsfunktion). Sie haben sodann ihr Angebot zu erstellen, regelmäßig verbunden mit der Herstellung eines Produkts oder einer Dienstleistung (Leistungsfunktion). Sie haben ferner den Preis für ihr Angebot zu definieren, entweder weitgehend autonom etwa bei völlig neuen Produkten oder in Orientierung an bereits vorhandenen Angeboten der Konkurrenz (Preisbestimmungsfunktion). Der Zutritt sodann ist zum jeweiligen Markt in Marktwirtschaften grundsätzlich frei, aber in der Regel nicht ohne Kosten zu realisieren. Diese Kosten reichen von vergleichsweise niedrig bis hin zu prohibitiv hoch. Entsprechend spricht man auch von niedriger bis hin zu prohibitiv hoher Marktzutrittsbarriere.
 
Die großen Online-Plattformen i. S. d. GAFA haben sich bereits in ihrer heutigen Form zu mächtigen Mittlern zwischen Angebots- und Nachfrageseite entwickelt, die wie eingezogene, isolierende Trennwände wirken. Im Extremfall kontrollieren diese großen Online-Plattformen große Teile ihres jeweiligen Marktes in der Form, dass sie
 
  1. Informationen der Teilnehmenden auf der Angebots- wie auf der Nachfrageseite bei sich zentralisieren, abgeschirmt horten und für ihre Zwecke auswerten oder auch ein eigenes Geschäftsmodell darauf aufbauen,
  2. in die Leistungserstellung der Anbieter eingreifen (Angebotsgegenstand, Qualität, Liefertermine ...), allein schon dadurch, dass sie bestimmte Anbieter und Angebote auf ihrer Plattform  zulassen oder ausschließen,
  3. die Preise der Anbieter bereits durch die Setzungsmacht bei den einbehaltenen Provisionen bzw. Gebühren wesentlich mitbestimmen (Preiskontrolle) und
  4. den anbieterseitigen Zugang zum Markt bestimmen, denn die Anbieter sind ganz oder weitgehend von der Nachfrageseite und damit von den Nachfragern abgeschnitten (Zugangskontrolle).
       
Diese 4 zentralen Mechanismen der Machtentfaltung zu erkennen, ist die Voraussetzung, um die Wirkungen und Verformungen in den jeweiligen Märkten bemessen zu können. Das Buch von Philipp Staab bietet auch hierzu weitere Erkenntnisse.


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